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Zukunft des Elbe-Elster-Klinikums: Diese Fragen sind nach wie vor offen

In der Debatte um die zukünftige Ausrichtung des Elbe-Elster-Klinikums und den Erhalt der drei bisherigen Krankenhausstandorte sind weiterhin viele Fragen offen. Bürgermeister Jörg Gampe: „Wir können nur dann gemeinsam und sachlich diskutieren, wenn alle Beteiligten den gleichen Informationsstand haben. Dazu gehört aus meiner Sicht, dass alle drei Standortkommunen unbeschränkten Zugang zu dem Gutachten der Oberender AG haben, da dies die Grundlage für die gewünschte 3+1-Variante ist. Zudem muss es erlaubt sein, nach den Ursachen für die wirtschaftlichen Probleme des Elbe-Elster-Klinikums zu fragen und entsprechend ehrliche Antworten dazu zu bekommen. Ich denke, dass dies auch gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern sowie vor allem für die Mitarbeitenden des Klinikums angebracht ist, denen ich an dieser Stelle erneut meinen Dank für ihre mehr als wertvolle Arbeit aussprechen möchte. Ich denke nahezu jeder Einwohner des Landkreises hat eine Verbindung zu mindestens einem der drei Standorte. Meine Behandlung im Frühjahr 2015 in Finsterwalde war hervorragend, auch mit Mitgliedern meiner Familie war ich oft dort. Wir sind immer auf engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter getroffen, die, wenn wir an die Pandemie und die Nutzung des Finsterwalder Krankenhauses als Corona-Krankenhaus zurückdenken, so manches Mal mehr geleistet haben, als man verlangen kann. Zuletzt waren sie bei der Umsetzung des Brandenburg-Tags besonders gefordert. Ob so ein Event in Zukunft ohne Notaufnahme in unserer Stadt durchführbar ist, halte ich für zweifelhaft. Aus diesen Gründen werde ich den Prozess der Neustrukturierung auch weiterhin kritisch hinterfragen und mich für die Belange der Sängerstadtregion in dieser Debatte einsetzen.“

Vielfach auch von Bürgerinnen und Bürgern öffentlich gestellte Fragen, bspw. nach den Ursachen der vielen Kündigungen von ärztlichem und medizinischem Personal, wurden durch Landkreis und Geschäftsführung bisher ignoriert, ausweichend oder mit dem Verweis auf den Datenschutz nicht beantwortet. Anja Heinrich, Bürgermeisterin von Elsterwerda stimmt ihrem Finsterwalder Amtskollegen zu: „Uns ist bewusst, dass Personalfragen einer besonderen Loyalität unterliegen. Dennoch sollte man klären, ob auch personelle Entscheidungen mit dazu beitrugen, dass Klinikstandorte in Existenznot kamen und sich nicht mehr entwickeln können. Dazu ist es legitim, auch auf diese Fragen eine Antwort zu erhalten.“

Diese Fragen sind nach vielfachem Schriftwechsel und Diskussionen, u.a. in der Sondersitzung des Kreistags am 10. Juli und in den Gesundheitskonferenzen nach wie vor offen:

  • Wie viele Ärzte, Pflege- und medizinisches Personal  haben in den Jahren 2020, 2021, 2022 und 2023 das Klinikum verlassen/sind neu zum Team hinzugestoßen?
  • Welche Schritte hat die Klinikleitung unternommen, vorgenannte/s Ärzte/Personal zu halten? Ist der Mangel an Ärzten eine Ursache dafür, dass Patienten nicht mehr behandelt werden konnten und an deren Krankenhäuser verwiesen worden sind?
  • Wie hoch ist die Anzahl der „leerstehenden“ Bette an den drei Standorten im Zeitraum von Mai 2022 – Mai 2023? Wie viele Betten davon standen auf Grund von Personalmangel leer und warum wurden diese „leerstehenden“ Betten als Indikator für die Patientennachfrage verwendet?
  • Wann ist das Personal am Standort Finsterwalde über eine Schließung der Chirurgie informiert worden bzw. wann wurde den Beschäftigten mitgeteilt, dass keine Dienste mehr in der Chirurgie abgesichert werden können? Wer hat festgelegt, dass kein Dienstplan mehr für die Chirurgie ab dem 1. Juli 2023 aufgestellt wird?
  • Wie war die wirtschaftliche Entwicklung 2019 bis 2022 und warum ist nach Aussagen des Landkreises Elbe-Elster in 2023 mit erheblichen Belastungen zu rechnen? Wie hat hier die Klinikleitung gegengesteuert?
  • Wurde der Aufsichtsrat über diese prekäre Situation informiert? Wenn ja, was hat der Aufsichtsrat in seiner Kontroll- und Beratungspflicht gegenüber der Geschäftsführung veranlasst, um seitens des Klinikums gegenzusteuern?

 

Nach der gemeinsamen Demonstration auf dem Finsterwalder Marktplatz, an der mehr als 2000 Menschen, u.a. Elsterwerdas Bürgermeisterin Anja Heinrich und der Vorsitzende der Herzberger Stadtverordnetenversammlung Jens Ott, teilnahmen, ist nun auch für Elsterwerda am 7. Oktober eine Demonstration angemeldet. Ab 18 Uhr sind alle Interessierten herzlich auf den Marktplatz eingeladen. Unterdessen hat der Einwohnerantrag zum Erhalt der stationären Gesundheitsversorgung im Landkreis Elbe-Elster (Unterschriftenliste) bereits mehr als 6300 Unterzeichnungen. Der Einwohnerantrag muss die Schwelle von fünf Prozent der Einwohneranzahl des Landkreises, dies entspricht etwa 5200 Unterschriften, erreichen, um im Kreistag beraten zu werden.